Buchpräsentation von HANNELORE VEIT & Talk, 22. Oktober 2024
Eine Kooperationsveranstaltung des Steiermarkhofs, des Bildungsforums Mariatrost, des Katholischen Bildungswerks und der Buchhandlung Plautz
Wer hat Angst vor Donald Trump?! – Dieser, im Hinblick auf die US-Präsidentschaftswahl am 5. November 2024 gewichtigen Frage und der steirischen Erst-Präsentation des gleichnamigen, kürzlich herausgegebenen Buches der bekannten Top-Journalistin und versierten USA-Kennerin Hannelore Veit folgten am 22. Oktober 195 Gäste in den Steiermarkhof!
„Wir schauen über den Atlantik und fragen uns: Was ist von einem mehrfach angeklagten, berüchtigten Ex-Präsidenten Donald Trump, vor dem wir uns vor allem in Europa fürchten, zu halten? Und was sind die Folgen, sollte er tatsächlich die Wahl am 5. November gewinnen?“, so vertiefte Johann Baumgartner, Referent und Hausherr des Steiermarkhofs in seinen einleitenden Worte, im Rückblick auf die letzten vier Jahre seit dem Sturm auf das Kapitol im Jänner 2021, die Titelfrage und stellte die den Abend gemeinsam ermöglichenden Kooperationspartner – das Bildungsforum Mariatrost, das Katholische Bildungswerk und die Buchhandlung Plautz – dankend vor. Die inzwischen achte Veranstaltung der „best-practise-Kooperationsgemeinschaft“ bettete Baumgartner ganz in den Zusammenhang der aktuellen Entwicklungen in den USA und der Folgen für eine möglicherweise daraus resultierende neue Weltordnung ein.
Hieran anschließend, erläuterte Kathrin Karloff, Leiterin des Bildungsforums Mariatrost, die Kernabsicht des jüngsten Top-Werks von Hannelore Veit: „Es zoomt dicht an die in den USA lebenden Menschen heran und macht deutlich, welche Motivation, welche Gründe sie haben, Donald Trump erneut oder erstmals ihre Stimme zu geben.“ Hierdurch gelinge der Autorin etwas ganz Besonderes: „Sie schüttelt unser festgefahrenes, europäisch geprägtes Bild der Vereinigten Staaten von Amerika kräftig durch.“
Das Ergebnis nach vier Jahren miterlebter Präsidentschaft Donald Trumps und der verlorenen Wahl von 2020, die im Sturm auf das Kapitol endete, sei beachtlich, so Karloff: „Hannelore Veit schenkt uns ein umfassendes, erfrischendes Bild der Risiken, Chancen, Einblicke und Aussichten – so der Untertitel des Buches – sollte sich das Ergebnis von 2016 wiederholen. Aufgrund der beeindruckenden, stets mit den USA eng verschränkten Lebensstationen der Autorin – beginnend als Radiokorrespondentin von Voice of America über die 19-jährige Moderation der Zeit im Bild bis hin zur achtjährigen Leitung des Korrespondenten-Büros des ORF in Washington D.C. – sei dies nicht verwunderlich.
In ihrer Präsentation bot Hannelore Veit anschließend einen tief gehenden Blick auf die Hauptthemen ihres Buches und erläuterte mit analytischer Schärfe die Ergebnisse ihrer intensiven Recherchearbeit mitten unter der Trump-Wählerschaft und bezogen auf die US-Außenpolitik. „Wer wählt Donald Trump?“ – Die Kernfrage ihres Buches beantwortete Veit nicht im Hinblick auf die Kernwählerschaft, sondern hinsichtlich derjenigen US-Amerikaner:innen, die über Trumps politische Unberechenbarkeit und seinen widersprüchlichen Charakter hinwegsehen, die erfolgreich und gebildet sind.
Besonders faszinierend sei die Frage, warum Frauen Trump wählen: „Einerseits sind es weibliche ‚Trump-Super-Fans‘, die den Ex-Präsidenten ‚als starken, weißen Mann‘ ansehen und bedingungslos unterstützen, andererseits sind es äußerst erfolgreiche Businesswomen, für die ideologische Debatten Zeitverschwendung ist oder die für das Tragen von Waffen sind.“ Verknüpft mit den Werten und Anliegen weiterer Wählerschichten wie der Latinos oder auch der Evangelikalen bot die US-Kennerin ein umfangreiches Bild der US-amerikanischen Gesellschaft: „Amerika tickt anders“, betonte Veit mit Bezug zum American Dream: „Viele Menschen glauben, dass Trump ihnen etwas von ‚ihrem‘ Amerika zurückgeben kann.“
Im anschließend, von Kathrin Karloff und Hans Baumgartner moderierten Podiumstalk und im Gespräch mit den Teilnehmenden ging Hannnelore Veit auf eine Vielzahl von Themen ein, beispielsweise auf die Tiefe der gesellschaftlichen Kluft in den USA, die, unabhängig davon, ob Harris oder Trump die Wahl gewinnen, nicht verschwinden wird. Doch eines stimme sie zuversichtlich, so Veit: „Die USA haben immer wieder verstanden, sich neu zu erfinden.“
Die Frage, ob Trumps Wiederwahl das Ende der Demokratie bedeuten könne, erläuterte die Top-Journalistin mit Bezug zur Strategie Trumps „den Sumpf in Washington trocken zu legen“ („Draining the swamp“), d.h. die politische Elite in der Hauptstadt zu zerstören, indem er sich als erfolgreicher Businessmann auf Augenhöhe „des kleinen Mannes“ begebe. Zudem würden die Demokraten aktuell keine Sprache sprechen, die deutlich genug sei, dieses Täuschungsmanöver zu durchbrechen. Jedoch teile sie die Angst auch zahlreicher Ex-Mitarbeiter:innen Trumps nicht, v.a. aufgrund der tief verankerten demokratischen Gesellschaftsordnung der Vereinigten Staaten.
Bezugnehmend auf die US-Außenpolitik warnte Veit vor Trumps Unberechenbarkeit und stimmte den Worten Othmar Karas‘, des ehemaligen ersten Vizepräsidenten des EU-Parlaments, zu: Trump werde den „Kostenfaktor und Konkurrenten Europa links liegen lassen“, sein Interesse gelte China.
Am Ende des hochqualitativen Politik-Abends teilte Hannelore Veit persönliche Eindrücke ihrer USA-Reisen und erklärte, wie sehr sie dort die schillernde Buntheit des Lebens faszinieren würde, wie erschrocken sie aber jedes Mal erneut von den gesellschaftlichen Problemen, v.a. der tiefen Armut, sei. Ihr jüngstes Buch signierend, nahm sich die zwischen Europa und den USA hin und her pendelnde Buchautorin noch viel Zeit für die zahlreichen hochinteressierten Gäste.