Rudi Anschober: ‚PANDEMIA – Einblicke und Aussichten‘ – Erstpräsentation in der Steiermark
„Wir brauchen mehr solidarisches Miteinander!“
Der Sozial- und Gesundheitsminister a.D., Rudi Anschober, präsentierte am Dienstag, 26.04. – erstmalig in der Steiermark! – sein gerade erschienenes Buch ‚PANDEMIA – Einblicke und Aussichten‘ in einer großen gemeinsamen Veranstaltung des Steiermarkhofs, des Bildungsforums Mariatrost und des Katholischen Bildungswerks. Ohne Plexiglaswand, dafür aber mit einem äußerst anschaulichen Mix an ausgewählten Textpassagen und Schilderungen seines Wirkens als Minister schenkte er den 300 anwesenden TeilnehmerInnen eindrückliche Einblicke in die großen politischen Herausforderungen durch die Pandemie sowie Ausblicke auf ein notwendiges, solidarisches Miteinander in unserer krisengeprägten Zeit.
„Im Kampf gegen die Pandemie und die Klimakrise sind wir dann stark, wenn ein solidarisches Miteinander gelebt wird, wenn kollektive Verantwortung zum gemeinsamen Lebensmotto der Menschheit wird – und, ja, wir brauchen mehr vom solidarischen Miteinander“, antwortete Anschober auf die Frage, was jetzt zu tun sei, um den zukünftigen Herausforderungen begegnen zu können: „Wir können gemeinsam lernen, aus Traumatisierungen neue Stärken zu gewinnen, wenn wir einen positiven Egoismus leben: Uns geht es dann besser, wenn es auch den anderen besser geht. Wir tun uns selbst Gutes, wenn wir auch den anderen Gutes tun!“ Im intensiven Gespräch stellte sich Anschober den vielen Fragen der interessierten TeilnehmerInnen, auch darüber, wie seine Tätigkeit als Minister ihn persönlich geprägt hat, was er aus dieser Zeit mitnimmt und was er nun als Autor vorhat. Durch die Veranstaltung führten gemeinsam Kathrin Karloff (päd. Leitung Bildungsforum Mariatrost) und Hans Baumgartner (Referent und Hausherr des Steiermarkhofs).
Wie wir uns auf das Unvorhersehbare der Zukunft möglichst souverän vorbereiten können und welche Bedeutung die wieder geöffnete Erwachsenenbildung hierbei spielt, brachte Genetiker, Autor und Moderator Markus Hengstschläger am 21.09.2021 in einer gemeinsamen Veranstaltung des Steiermarkhofs, des Katholischen Bildungswerks und des Bildungsforums Mariatrost auf den Punkt:
Wissens- und Kompetenzerwerb seien für die Umsetzung neuer Ideen und kreativer Lösungen zwar wichtig, entscheidend sei aber, dass „das wichtigste angeborene und genetisch mitbestimmt Potenzial des Menschen – seine ,Lösungsbegabung‘
(so der Titel seines jüngsten Buches) – entwickelt und laufend abgerufen werden kann.“ Um dieses Potenzial zur Entfaltung zu bringen und (möglichst lebenslang) zu fördern, seien Erwachsenenbildner:innen gefragter denn je. Denn sie ermöglichen Begegnung und Kooperation und unterstützen die Lernenden mit Präsenz- und digitalen Formaten dabei, eigenständig neue Ideen zu entwickeln und umzusetzen.
In diesem Sinne hob Landesrätin Juliane Bogner-Strauß (Bildung und Gesundheit) im anschließenden Podiumsgespräch die hohe Qualität der steirischen Erwachsenenbildung hervor. Das intensive Bemühen der unterschiedlichen EB-Organisationen zur Förderung und Umsetzung kreativer Lösungen sei auch zukünftig dringend notwendig, um gesellschaftlichen Herausforderungen gewachsen zu sein.
Im attraktiven Ambiente des Space 04 im Grazer Kunsthaus hatte am 28.09.2021 das Bildungsforum Mariatrost, in Kooperation mit den Elisabethinen Graz, zu einem Vortrag der Wiener Philosophin Lisz Hirn und einem anschließenden Talk mit Eva Weissenberger, Leiterin des Data&Media Centers der Wirtschaftskammer Österreich, sowie dem Theologen und Mediziner Walter Schaupp geladen. Welchen Mut wir heute, in einer von idealen Identitäten geprägten Gesellschaft, in der Superhelden hoch im Kurs stehen, brauchen, war zentrale Frage des hochqualitativen philosophischen Abends.
„Helden- und Superheldengeschichten gehören zu den wirkmächtigsten Fantasien der Menschheitsgeschichte“, so Hirns umgreifende These zu Beginn. Technologie, Marktwirtschaft und Massenmedien hätten jedoch die klassischen Helden ins Abseits gedrängt. An ihre Stelle seien die unverwundbaren, perfekten Superheld*innen getreten, die ständig die Welt retten, diese jedoch nicht verändern wollen. Vielmehr seien heute Vorbilder für mündige Bürger*innen nötig: Menschen mit Maß, die etwas auch dem simplen Grund tun, weil es für sie richtig ist – nicht, weil sie, Heldenfiguren ähnelnd, den Applaus brauchen.
Den Mut, die persönliche Entscheidung für das Richtige zu treffen, hierbei Fehler zu machen, sowie den Mut zur Mäßigung nehme sie als Impuls aus dem differenzierten Gespräch mit, betonte Eva Weissenberger. Walter Schaupp plädierte aus theologischer Sicht für eine unheroische Selbsterkenntnis und -ermutigung in Beziehung und Dialog mit Gott und den Mitmenschen: „Ich muss mich selber ändern. Punkt.“ Diese persönliche Entscheidung müsse eingebettet sein in eine neue, stärkende gesellschaftliche Haltung, so Lisz Hirn in ihrem jüngsten Buch: „Vielleicht müssen wir unserer conditio humana, also den Umständen des Menschseins, ins Auge sehen. Was, wenn wir uns dazu entschließen, menschliche Eigenschaften wie Verletzlichkeit, Sterblichkeit und Empfindsamkeit nicht mehr als Schwäche zu sehen?“ (In: ,Wer braucht Superhelden? Was wirklich nötig ist, um unsere Welt zu retten‘. Wien: Molden Verlag 2020).