Podiumsgespräche, Buchvorstellung & Musik des 18. und 19. Jahrhunderts
Am 3. Dezember luden das Bildungsforum Mariatrost und die Katholische Aktion Steiermark, in Kooperation mit der Katholischen Arbeiternehmer:innenbewegung und dem Katholischen Bildungswerk Steiermark, zu einer Herz und Verstand berührenden, genre- und zeitenübergreifenden Adventveranstaltung mit Experimentiercharakter ein – mit dem Ziel, die Zeit des Wartens auf Weihnachten bewusst zu begehen.
„Das Volk, das da wandelt im Dunkel, es sieht ein großes Licht“! – 65 Besucher:innen lauschten im Grazer Barocksaal zunächst dieser, von Georg Friedrich Händel 1741 komponierten Arie aus dem Oratorium Messias, gefühlvoll und wunderbar dosiert dargeboten von Baritonsänger Andreas Gjecaj sowie Pianistin Konstanze Hubmann. In ihrer anschließenden Begrüßung stellte Kathrin Karloff, Leiterin des Bildungsforums Mariatrost, den aktuellen Bezug der barocken Klänge zur Gegenwart her und lud ein, „sich mittragen zu lassen von unserer Sehnsucht nach dem Frieden“, wie im Jesaja-Vers 40,1, ebenfalls von Händel vertont, ausgedrückt: „Tröstet, tröstet mein Volk!“
Hieran anknüpfend, stellte Anna-Maria Steiner, theologische Assistentin der Katholischen Arbeitnehmer:innenbewegung Steiermark, das von Christian Wabl initiierte und von 30 Autor:innen verfasste, kürzlich herausgegebene Journal „Gottesdämmerung“ (2024) vor, „eine Sammlung persönlicher Geschichten, wissenschaftlicher Abhandlungen, philosophischer Betrachtungen, hilfreicher Praxisbeispiele, mehrerer Gedichte, Gedankensplitter und sogar Fotos“. Die Beiträge seien, so unterschiedlich sie sein mögen, „ein gemeinsamer Beitrag zum Frieden“, so Steiner, „denn nicht immer geht es darum, einen verlorengegangenen Frieden wiederzufinden. Für uns, die wir von kriegerischen Auseinandersetzungen verschont bleiben, […] für uns geht es darum, Frieden zu wahren und zu bewahren, nicht aber zu verwahren im Sinne eines Ein- und Wegsperrens. Friede gibt es eben nur, wenn man ihn lebt.“
Am Podium ging Kathrin Karloff anschließend mit vier Autor:innen des Journals – Christian Wabl, Anneliese Pieber, Dagmar Nöst und Martin Hochegger – den Fragen nach, was wir selbst dafür tun können, dass unsere Welt ein Stück friedlicher wird, welche Gottesvorstellungen (und -er“wart“ungen) mit unserem inneren Frieden verknüpft sind und wie sich die Sehnsucht nach der Ankunft des Herrn aktuell äußert.
Der Grazer Kunstschaffende und sich für politische Teilhabe einsetzende Christian Wabl schenkte einen sehr persönlichen Einblick in seine „kindliche Vorstellung von Gott und dem Göttlichen, von Freundschaft und Liebe“ und erläuterte eingehend seinen Glauben an den „Gott der Gesetze“, an „den einen Geist, aus dem alles hervorgeht“, in Verbindung mit der momentanen Zeit des Wartens. Anneliese Pieber, designierte Vorsitzender der KAB, sprach über ihren festen Glauben „an einen Gott aus, der an meiner Seite ist, der mich sein lässt, der mich schützt, der da ist“. Trotz ihres Haderns und Zweifelns in einer vergangenen, persönlich sehr schweren Zeit würde sie sich auch weiterhin intensiv engagieren, so Pieber, und Kraft aus dem persönlichen Gespräch mit Gott schöpfen („denn du bist bei mir, dein Stock und Stab geben mir Zuversicht“).
Martin Hochegger, Obmann des Männernotrufs Steiermark, ging auf seinen Glauben an einen Gott ein, „der sich nicht festschreiben lässt in eine Gestalt, in ein Bild“. In Anlehnung an Martin Buber und den Soziologen Hartmut Rosa, betonte Hochegger zudem die Wichtigkeit des „ewigen Resonanzversprechens“ Gottes: „In der Begegnung mit einem antwortenden Du“ stünden wir als Christen in besonderer Verantwortung, unserer Stimme Gehör zu verschaffen, mit anderen Menschen mitzuleiden („Compassion“!) und sich für sie einzusetzen. Diesen Beitrag aufnehmend, erläuterte Dagmar Nöst, Leiterin des Begegnungszentrums Graz-Süd, „eines Orts der Freude, einer fast konsumfreien Zone zum Lernen, Begegnen, Spielen, Zuhören, Singen und gemeinsamem Gestalten“, worin die Bedeutung der „kleinen Schritte“ für den Frieden liegt. Wesentlich sei, so Nöst, dem eigenen „inneren Impuls“, einen persönlichen Beitrag zu leisten, nachzugeben und diesen nicht, aus welchen Gründen auch immer, wegzuschieben.
Zwei weitere, von Andreas Gjecaj gesungene und von Konstanze Hubmann begleitete Arien – „Gebet“ von Ferdinand Hiller und „Sei stille dem Herrn“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy – vertieften die Wortspenden und luden die Besucher:innen ein, ihre Fragen und Gedanken zum Gesagten dazuzulegen. Noch lange nach Veranstaltungsende ließen Gäste und Referent:innen bei einem Glas Wein die wunderbaren barocken Klänge und Beiträge nachklingen.
Ein herzliches DANKE für den gelungenen künstlerischen Abend allen drei Kooperationspartnern!