Die Lebenswelten von Jung und Alt unterscheiden sich in vielen Aspekten. Während zahlreiche Jugendliche in einer Welt des technischen Fortschritts zu Hause sind und miteinander in Social-Media-Kanälen über weite räumliche Distanzen vernetzt sind, verbringen ebenfalls viele Senioren ihre Zeit allein oder in Heimen – fernab vom Rest der Gesellschaft. Der angebotene Vortrag geht der Frage nach, wie trotz dieser Differenzen eine Annäherung zwischen den Generationen ermöglicht und eine „Kultur der Beziehung“, durch die Weitergabe von Wissen und ein Lernen im Austausch, aktiv gestaltet werden kann.
Dabei spielt die Tatsache, dass hauptsächlich innerhalb der eigenen Generation kommuniziert wird, eine besondere Rolle: Tatsächlich sinkt die Kontakthäufigkeit mit wachsender Altersdistanz der Gesprächspartner:innen. So hat etwa die Mehrheit der österreichischen Bevölkerung keinen Kontakt zu Menschen, die deutlich älter sind als sie selbst. Weiters steigen für junge Menschen die Anforderungen in der Arbeitswelt und dementsprechend auch die Ansprüche, eine bessere Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Freizeit zu erzielen. Die Auswirkungen dieser innerfamiliären Veränderungen zwischen den Generationen sind jetzt schon deutlich spürbar und werden sich wohl noch weiter verstärken. Das Sich-Reiben-Können, Gebrauchtwerden sowie die Weitergabe von Wissen, das Lernen und Reifen werden jedoch weiter Teil der Beziehungsgestaltung zwischen den Generationen sein. Auf der Grundlage dessen, sowie von Akzeptanz und Wertschätzung, ist eine neue „Kultur der Beziehung“ zwischen den Generationen notwendig, um gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen und den Zusammenhalt insgesamt zu stärken. Die Herausforderungen und Chancen dieser „neuen Kultur der Beziehung“ gilt es auszuloten.
Referent: Prof. Dr. Franz Kolland studierte Soziologie an der Universität Wien. 1994 habilitierte er sich in Soziologie und Empirischer Sozialforschung mit der Habilitationsschrift „Kulturelles Handeln in der zweiten Lebenshälfte: soziologische Typen sinnstiftender Einstellungen und Verhaltensweisen“, die
1996 unter dem Titel „Kulturstile älterer Menschen: jenseits von Pflicht und Alltag“ im Böhlau-Verlag erschien. Seit 1997 ist er Außerordentlicher Universitätsprofessor für Soziologie an der Universität Wien. Er ist Vorstandsmitglied der ,Österreichischen Gesellschaft für Gerontologie und Geriatrie' (ÖGGG) und Mitglied des ,Alter(n)sbeirats des Bundesministeriums für Soziales, Gesundheit und Konsumentenschutz'.
2019 wurde er auf die Professur für Gerontologie an der ,Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften' in Krems berufen. Er ist seit Juli 2018 Leiter des ,Zentrums für Gerontologie und Gesundheitsforschung'.
Franz Kolland publiziert in nationalen und internationalen Fachzeitschriften.
Er ist Herausgeber der Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie und Mit-Herausgeber des International Journal of Education and Ageing.
Teilnahmebeitrag: Euro 20,00
Eine Anmeldung ist erforderlich!